Alles klar?


31. Dezember 2024

'Und sonst so? - Ich war grad am Saugen.
Zart, verzagt, der Dämmerung zugewandt, den
baren Augenblicken am Abend, wenn die
ersten Einzelheiten versagen und die
Fluten sich heben.

Ich führte das gierige Tier auf die Weide. Ein Schlauch
voller Anmut, gebogener Nacken, das Kabelschwänzchen
erst ängstlich zwischen die Räder geklemmt, dann
nur noch gefräßig, und lange äste es zwischen den
Teppichfransen.'

(aus Marion Poschmann: 'Dunkle Spiegel', zu lesen in ihrem Gedichtband 'Nimbus'. Suhrkamp Verlag 2020)

Allen Freund*innen unserer Buchhandlung wünschen wir einen frischen und aufgeräumten Start ins neue Jahr!


Der Wischmopp oben ist eine Detailansicht von Vermeers Gemälde 'Der Liebesbrief' (1669/1670), zu sehen im Katalog zur Ausstellung 'Vermeer' im Rijksmuseum Amsterdam 2023, erschienen im Belser Verlag.

Nüsse zu knacken


23. Dezember 2024

'Eine Zeitlang dachte ich: Was soll ich ihm (...) schenken? Wer ist er? Wer bin ich ihm? Was könnte ihm Freude machen? Könnte er sich überhaupt freuen über etwas, das ich ihm schenke? Der ganze Mensch wurde mir zweifelhaft, je länger ich nach dem passenden Geschenk für ihn suchte. Was könnte er gebrauchen, nur er? Etwas, das ich bestimmt nicht gebrauchen könnte, das nicht so aussieht, als schenkte ich's mir selber?' (aus Botho Strauss: Nicht mehr. Mehr nicht. Hanser Verlag 2021)

Wir wünschen frohe Weihnachten mit den passenden Büchern und Menschen!


Das oben abgebildete 'Buch mit den Seiten' von Anatol Knotek erschien - so eingenäht - 2018 im Verlag Topalian & Milani, den es leider nicht mehr gibt.

Das Kochbuch für's Leben


9. November 2024

Mit 1000 erprobten Rezepten.

100 Jahre später


5. Oktober 2024

Im September touchierten wir annähernd den Zauberberg.

6. Juli Hüxstraßenfest

zum SHMF 2024 im Zeichen Venedigs


Bei maKULaTUR liest um 18 Uhr aus 'Die Farben aller Wellen'

Thomas Plaichinger

Wenn das Straßenfest ausklingt, geben wir den leiseren Tönen Raum: Thomas Plaichinger liest aus seinem Erzählband ‚Die Farben aller Wellen‘, edition imaginär 2023.

Man könne Venedig keinen größeren Gefallen tun, als es nicht zu besuchen, heißt es. Machen wir einen Bogen darum entlang der Oberen Adria und folgen dem heranwachsenden und über die Alpen hinweg rückblickenden Erzähler nach Triest, und in anderer Richtung, zu anderer Zeit, ans Ligurische, ans Tyrrhenische Meer, an den Atlantik.

Salzburg 2018, Berchtoldvilla. ‚Ich saß als Writer in Residence in diesem Haus, und das mit der Vorgabe, ausgerechnet dort ans Meer zu denken (…), gerade seitdem ich von dort wegverpflanzt wurde und weit in den Norden hinein, tatsächlich fast ans Meer, an dem die Stadt, in die ich gebracht wurde, zwar nicht liegt, das aber auch aus der Entfernung so nach ihr greift, dass es sie und ihre Flüsse Ebbe und Flut aussetzt und die Möwen bis weit ins Land hineinholt.‘


Thomas Plaichinger, Studium der Literatur- und Theaterwissenschaften, Literatur- und Filmkritiker, schreibt Romane, Erzählungen, Theaterstücke und Libretti in Französisch und Deutsch, Lebensstationen in Hamburg, Paris und New York, Mitglied der Société des Gens de Lettres de France, im Vorstand des Literaturzentrum Hamburg

Böser Blick?

April 2024


"Bannkörbe sind eine spezielle Form der Imkereitechnik, die etwa zwischen dem 16. und dem 19. Jahrhundert in Norddeutschland, insbesondere in der Lüneburger Heide verbreitet war. Diese kuriosen Bienenkörbe zeichnen sich ... durch die Einarbeitung von grotesken und unheimlichen Holzmasken aus, die den 'bösen Blick' abwehren sollen. Die auch als 'Immenwächter' bezeichneten Bienenstöcke waren Unikate, von denen die Imker:innen normalerweise nur einige wenige besaßen, die sie in ihrem Bienenhaus strategisch plazierten... Sie dienten auch als Vogelscheuchen, um menschliche und nichtmenschliche Diebe abzuschrecken, die es auf die Bienen und ihre Erzeugnisse abgesehen hatten." (Aladin Borioli)

Den Blick in unser Fenster bannen wir mit Abbildungen aus dem Buch von Aladin Borioli: Bannkörbe. C/O Berlin Talent Award, 2024 erschienen im Spector Verlag, Leipzig. Ein böser Blick wird's nicht sein.

Das Tagebuch der Anne Frank vor Gericht

Eine Recherche


Mittwoch 27. 03. 2024, 19 Uhr

Carlebach Synagoge
Großer Betsaal
Sankt-Annen-Straße 11-13

 

Thomas Sparr, Berlin, Autor des im Herbst erschienenen Buchs „Ich will fortleben, auch nach meinem Tod“ – Die Biographie des Tagebuchs der Anne Frank im Gespräch mit Hans-Ernst Böttcher, Präsident des Landgerichts Lübeck i. R.

In der Zeitschrift Vereinigung ehemaliger Schüler und der Freunde der Oberschule zum Dom e. V. Lübeck kanzelt im Oktober 1958 der Studienrat Lothar Stielau, Vorsitzender des Lübecker Kreisverbands der Deutschen Reichspartei, das Tagebuch der Anne Frank mit einem Satz als gefälscht ab.

Die Behauptung zieht Stielaus Suspendierung nach sich, und Otto Frank reicht Klage ein. Die Staatsanwaltschaft des Landgerichts Lübeck ordnet mit Blick auf „die empfindliche Einstellung des Auslands gegenüber Deutschland und seiner Bevölkerung hinsichtlich der nationalsozialistischen Vergangenheit“ eine richterliche Untersuchung an. Die Vernehmung führt Otto Frank im Juli 1959 nach Lübeck und verlangt ihm ab, die politisch motivierten Angriffe durch den Nachweis der Echtheit des Tagebuchs zu entkräften; ausgerechnet der politisch belastete Friedrich Sieburg wird um ein Gutachten zur literarischen Qualität ersucht.

Ein Spiegel-Artikel macht die Auseinandersetzung publik und seziert neben Stielaus Unterstellung, hier werde Kapital aus der „deutschen Niederlage“ geschlagen, gründlich die Übersetzungsarbeit. Im selben Jahr bezweifelt Adorno die Rede von der „Aufarbeitung der Vergangenheit“; um Weihnachten sprechen Anschläge auf die Kölner Synagoge und jüdische Friedhöfe eine deutliche Sprache. Das ist nur ein – unabgeschlossenes – Kapitel der Biographie des Tagebuchs, dessen globale Wirkungsgeschichte bis heute weltweit an neuralgische Themen rührt.

Martha Kuhn, Schülerin an der Geschwister-Prenski-Schule, wird zur Umsetzung des Tagebuchs der Anne Frank als Graphic Novel referieren; Maria Kanewski, Schülerin am Katharineum, berichtet von der Arbeit der Gedenktag-AG ihrer Schule.


Eintritt 12 EUR, für Schüler:innen, Lehrer:innen und Mitglieder der Jüdischen Gemeinde frei. Bitte denken Sie, liebe Schüler und Herren, an eine Kopfbedeckung, ob Hut oder Mütze!

Eine Veranstaltung unserer Buchhandlung. Anmeldung unter buchhandlung@makulatur.com oder 0451-70 79 971 dienstags bis samstags ab 10 Uhr.

Bildungen und Ballungen


16. Januar 2024

'An den typographischen Sträuchern, Bildungen des Gedichts auf einem Weg, der weder aus den Dingen heraus noch zum Geiste führt, bestehen gewisse Früchte aus einer Ballung von Kugelsphären, die ein Tropfen Tinte füllt.'
(Francis Ponge: Die Brombeeren aus 'Im Namen der Dinge'. Suhrkamp Verlag)

Wer auf die Tinte zurückkommen möchte, findet Anregung und Rat in Jason Logans 'Make Ink. Ein Leitfaden zur Herstellung natürlicher Tinte', erschienen im Verlag Haffmans & Tolkemitt. Die Abbildungen oben entstammen diesem Buch.