Es war sehr frisch!
Während am Timmendorfer Strand, sonst auch bekannt für seine hohen Kiefern, Palmen (Palmen!) aufpoppen, suchen wir Erquickung in böhmischen Dörfern und bayerischen Wäldern.
Erstmals in zwanzig Jahren bleibt die Buchhandlung für zwei Wochen geschlossen. Wir wünschen den Bleibenden und Reisenden eine schöne Ferienzeit!
Wir danken unseren Gästen für reichlich und delikat Beigetragenes und Herbeigetragenes, danken allen Gestaltern und Gestalten des turbulenten Abends - speziell Hanne Römer für die gesellige Unterwanderung und das subversive Verzetteln des Buchbestands, Frank Baake für die Engführung versprengter Ereignisse im versöhnenden Vortrag und Martin Schneider dafür, dass unser vertagter Jubeltag keinesfalls sang- und klanglos verebbte.
Im Gegenteil. Wir wollen nicht verschweigen, dass die Letztverbliebenen gegen Morgen, einander nach vergrabenen Talenten ausforschend, in die Nähe eines Jodeldiploms gerieten.
Fotos: Christopher Greiss (Herzlichen Dank auch dafür!)
20 Jahre maKULaTUR! Darauf wollen wir mit Ihnen und euch am Samstag, dem 15. April, ab 20 Uhr endlich anstoßen.
Damit das geschriebene Wort nicht ganz untergeht, fallen ex machina ein:
- Hanne Römer aus Wien mit einer schreibmaschinellen Inventur und beiläufigen Intervention ihrer .aufzeichnensysteme
- Frank Baake, von Fall zu Fall wiederkehrend aus Düsseldorf, diesmal mit einer Passage aus Pancaldis Fall und mit
- Martin Schneider aus Berlin am Piano
Wir freuen uns auf Sie und euch bei Wein und ansonsten leichter Kost!
Birgit Böhnke und Regina Giese
oben: Dezember 2002
darunter: April 2023
Nun sind wir schon weit über zwanzig!
Das Sortiment wuchs. Seht her! Nur ist es nicht in die Jahre gekommen: Es verjüngt sich mit jeder Woche und jedem neu erscheinenden Buch.
Den Reisenden raten wir zur bella figura an der Rezeption und empfehlen zur Vorbereitung wärmstens:
Keine Ostergrüße mehr! Die geheime Gästekartei des Grandhotel Waldhaus in Vulpera*
Wir aber möchten Sie und euch wiedersehen und wünschen Bleibenden und Reisenden schöne Ostertage!
*) erschienen in der Edition Patrick Frey (s. unter 'kulturwissenschaften')
Schnee? Hatten wir bis zum frühen 4. Advent, eine Art Entwurfsskizze für Weihnachten, wenn auch schnell als wunsch-, aber nicht zeitgemäß verworfen.
Nur in unserem Schaufenster blickt noch immer Reh auf Schnee, den Schnee von gestern, und so zitieren wir aus Ted Hughes' bei Hanser neu erschienenen ausgewählten Gedichten* und wünschen ein gutes, alltäglich-festtägliches neues Jahr mit Bodenkontakt und dezenter Schwerkraft!
Rehe
...
'Dann duckten sie sich durch die Hecke, ritten aufrecht die eigenen Beine
Den Hang hinab übers schneeverwaiste Feld,
Dem Baumdunkel zu - bis sie schließlich
Zu wirbeln schienen, rutschten, aufwärts flogen
Ins Brodeln dichter Flocken.
Der Schnee verschluckte sie wie bald auch die Hufabdrücke,
Korrigierte seine eigene Eingebung
Zurück ins Alltägliche.'
*) Ted Hughes: Wodwo. Ausgewählte Gedichte, aus dem Englischen übersetzt von Jan Wagner. Hanser Verlag 2022
(DAS REH, siehe oben, ist einem Gemälde von Carl Schweninger entsprungen. Es ziert das gleichnamige Buch von Rudolf Neumaier, untertitelt: Über ein sagenhaftes Tier, Hanser Verlag 2022, und unser Fenster.
Jauchzet, frohlocket?
Wir nutzen die Gunst der Stunde, in Zeiten der zunehmenden Verdunkelung und Verwirrung wenigstens ein Rätsel der Musikgeschichte aufzuklären: Aus wessen Feder nämlich das Libretto zu Bachs Weihnachtsoratorium geflossen ist. Wir berufen uns auf ein Arbeitsgespräch zwischen J. S. Bach und Luise Gottsched, das wir nur in Auszügen wiedergeben, im vollen Wortlaut notiert von Angela Steidele, die uns zum 1. Advent einen fulminanten Vortrag bot und bescherte.
'Grob sind Sie ja schon unterrichtet, Madame. Die Weihnachtsgeschichte, erzählt vom Evangelisten Lukas. Wie Sie wissen, will ich die Musik zweier Kantaten wiederverwenden, denen wir, das heißt Sie, neue Wörter unterlegen. Hören Sie zu und lesen Sie die Partitur mit .. Und lesen Sie sich diese beiden Kantaten noch einmal aufmerksam durch, auch die Gesangbücher für die Choräle und die Liste mit den jeweils vorgesehenen Lesungen aus dem Evangelium. Ach, und Mme Gottschedin, schauen Sie doch auch in die Partitur meiner Köthener Trauermusik, die ich mit Henrici in meine Matthäuspassion verwandelt habe. Vielleicht ein gutes Vorbild für Sie. Und das Fest der Beschneidung Christi werden Sie irgendwie zur Taufe ummodeln, Mme Gottschedin, ja?'
Frohe Weihnachten!
Wir danken Klaus Giebel für die Fotos!