Verwirrnis

Christoph Hein

Verwirrnis


303 S., 21,3 cm
Suhrkamp 2018
Hc. mit Schutzumschlag 22.00 EUR


Am 20. November 2018 liest Christoph Hein auf Einladung von maKULaTUR im Johanneum zu Lübeck. Moderation: Dr. Thomas Sparr, Suhrkamp. Näheres siehe Weblog.


Nachkriegsdeutschlands geografische Mitte, „Ostzone“, das familiäre Milieu streng katholisch, der Vater – Studienrat - ein gestählter Pazifist, der die Söhne mit dem Siebenstriemer züchtigt und ertüchtigt. „Wen schmerzt das am meisten?“ „Dich, lieber Vater, dich.“ Ein Verhängnis für die Liebesbeziehung der Gymnasiasten Friedeward und Wolfgang.

Aus der moralischen Enge von Heiligenstadt zieht es beide ins pulsierende Leipzig, der Kantorssohn Wolfgang studiert Kirchenmusik, der Lehrerssohn Germanistik; sie verbünden sich mit einem Frauenpaar und inszenieren überkreuz vor den Elternhäusern gottgefällige und gesellschaftsfähige Verlobungen. Man diskutiert, besucht Theateraufführungen und die Vorlesungen im legendären Hörsaal 40, bis Wolfgang sich zum Weiterstudium nach Westberlin verabschiedet – nicht lange darauf, 1957, eilt das reformierte Strafrecht der DDR der prüden Gesellschaft beider Deutschland voraus.

Indes Wolfgang im Westen Stipendium, Studienabschluss und Kantorenstelle riskiert, reussiert Friedeward im Schutz einer Scheinehe auf der akademischen Laufbahn. Er  tarnt sich, er verbiegt sich nicht. Als geachteter Ordinarius geht er aus den Grabenkämpfen  an der Universität nach der „Republikflucht“  seines prominenten Doktorvaters  hervor.  Der grandiose Germanist bleibt der Leipziger Zeit verbunden; zum 75. wünscht er sich den einstigen Doktoranden als Laudator. Eine schöne Geste. Und ein Verhängnis.