Rosenstengel

Angela Steidele

Rosenstengel


Ein Manuskript aus dem Umfeld Ludwigs II
383 S., 22,5 cm
Matthes & Seitz Berlin 2015
Geb. 28.00 EUR


Karg belegt, aber doch in Blüten der Rechtsprechung und schillernden Berichten pietistischer Zirkel sehr anschaulich beurkundet, ist der pittoreske Fall der Catharina Linck, die sich Anastasius Rosenstengel nannte, als Prophet Christengemeinden verzückte, sich als Musketier in der preußischen Infanterie schlug, mit dem Segen der Kirche getraut, von der Schwiegermutter enttarnt und 1721 öffentlich enthauptet wurde.

Dank weitschweifiger Recherchen der kundigen Forscherin Steidele eröffnet bis dato ungehobenes Archivmaterial – ein Briefkonvolut jüngerer Provenienz - der staunenden Fachwelt neuerdings einen verblüffenden Zugang zu jenem aktenkundigen Casus:

In welcher Hinsicht die barocken Dokumente, Forschungsgegenstand des jungen Nervenarztes F. C. Müller, das Interesse des Bayernkönigs Ludwig II. erregten und was sie im Dunstkreis der Venusgrotte auf Schloss Linderhof anrichteten, das zeichnet die Autorin entlang des regen brieflichen Erfahrungsaustauschs der ärztlichen Beobachter Ludwigs untereinander akribisch nach.
Das Konvolut schließt u.a. zwischen Ludwig und Elisabeth von Österreich gewechselte Zeilen ein; es ermöglicht eine Neubewertung von Ludwigs Ende, zeigt uns die Nervenheilkunde auf einem frühen Zenit ihres Könnens und dokumentiert in der versierten Bearbeitung von Angela Steidele eindrucksvoll, in welcher Weise das Imaginäre das Gegebene formt. Nebenbei: ein königliches Vergnügen!


Angela Steidele erhielt am 12. November 2015 für „Rosenstengel“ den Bayerischen Buchpreis. Am 5. Dezember 2015 liest sie auf Einladung von maKULaTUR im 'Dielenhaus' (siehe weblog)