Programm der gemeinsamen Erlebnisse. Kartothek

Lew Rubinstein

Programm der gemeinsamen Erlebnisse. Kartothek


russisch/deutsch
Herausgegeben von Günter Hirt und Sascha Wonders
mit einem Essay von Lew Rubinstein
Holzkarteikasten, 347 zweifarbige Karten, Beiheft
Verlag Helmut Lang
68,– EUR


Lew Rubinstein, 1947 geboren, ist einer der Begründer der konzeptualistischen Moskauer Dichtung, die in den vergangenen Jahrzehnten ein stark gewandeltes Bild von Kunst und Literatur geschaffen hat. Nach langen Jahren als Bibliothekar lebt er heute als freier Schriftsteller und Kolumnist für Kulturzeitschriften in Moskau.

Seit Ende der sechziger Jahre schreibt Rubinstein poetische Texte, seit 1974 serielle Textkompositionen auf Karteikarten, Briefumschläge und Lochkarten — »Kartotheken«: ein eigenes literarisches Genre.

Rubinstein operiert mit Fetzen der Alltagssprache, literarischen Zitaten, philosophischen Reflexionen, Fragen und Anweisungen an die Leser oder, wenn es ihm geboten scheint, gar mit Schweigen (leeren Karten). Die Helden seiner Kompositionen sind die Texte selber: Stimmen anderer, die sich unentwegt widersprechen und doch zu einer Melodie führen. »Rubinstein zielt mit seinen Kartenserien auf die Diagnose kollektiver Befindlichkeiten, mentaler Epochenbilder.« (Ilma Rakusa)

Mit dieser Kartothek werden vier ausgewählte Serien, darunter zwei im Deutschen noch unveröffentlichte, wenn man so will, in ihrer originalen Form vorgestellt, Karteikarten im Karteikasten! Derart erst wird jenes andere Lesen ermöglicht, das Rubinsteins Genre verlangt: aktiv, Karte für Karte, Text für Text, aus dem Kasten — und dem Zusammenhang — herausgenommen und wieder zurückgestellt. Sei es, daß der Leser alleine liest, sei es mit mehreren zusammen, um das 'Stimmenorchester' der Texte gewissermaßen zu vervielfachen.


Folgende Serien hat Lew Rubinstein für diese Edition, deren Gestaltung von Maria Kipp übernommen wurde, ausgewählt: Programm der gemeinsamen Erlebnisse, Mama hat Fenster geputzt, Das bin ich und Die Zeit vergeht.