Mutterzunge

Emine Sevgi Özdamar

Mutterzunge


Neuausgabe. 140 S., 19,5 cm
Suhrkamp 2022
Hc. 14,00 EUR


'Wenn ich nur wüsste, wo ich meine Mutterzunge verloren habe', fragt sich die Erzählerin in Sevgi Özdamars Prosadebüt von 1990. Nach vielen Jahren in Berlin ist ihr das Türkisch, ihre erste Sprache, fremd geworden.

Auf der Suche nach ihren Wurzeln verliebt sie sich in den Schriftgelehrten Ibni Abdullah, der sie in die 'Großvaterzunge' Arabisch, die Sprache der 'heiligen' Liebe und des Korans einführt. Und sie erzählt das Märchen vom armen türkischen Bauern, der ins ferne Deutschland gelangt und sich dort als Straßenkehrer wiederfindet - wie so viele seines Volkes, das sich in den sechziger und siebziger Jahren in die Dienstbotenkaste westdeutscher Großstädte verwandelt.

Zuletzt sinkt in diesem klugen, souveränen und mit koboldhafter Ironie erzählten Buch sogar Ophelia von der Bühne ihres Heimatlandes zur Putzfrau eines deutschen Theaters hinab.


Emine Sevgi Özdamar wuchs in Istanbul auf, wo sie die Schauspielschule besuchte. Sie lebt seit Mitte der siebziger Jahre in Berlin und Paris, arbeitete mit den Regisseuren Benno Besson, Matthias Langhoff und Claus Peymann, übernahm zahlreiche Filmrollen und schreibt seit 1982 Theaterstücke, Romane und Erzählungen. 2022 wurde ihr der Büchner-Preis verliehen.