Aufklärung. Ein Roman

Angela Steidele

Aufklärung. Ein Roman


603 S., 21,2 cm
Insel Verlag 2022
Hc. mit Schutzumschlag 25,00 EUR


Aufklärung? Eine Zeitlang hätte man meinen können, es glücke einer Allianz aus Kunst, Vernunft und Wissenschaft, die menschlichen Geschicke allmählich in die Spur zu rücken.

In Gestalt der ältesten Tochter Bachs mischt sich die versierte Erzählerin musik- und zeitgeschichtlich hochgerüstet unter die komponierenden, interpretierenden, publizierenden, dichtenden, spracherneuernden, forschenden, lehrenden, schönen und leidenschaftlich streitenden Geister im Leipzig des 18. Jahrhunderts, Zentrum des Verlagswesens und Wirkungsstätte Bachs.

Requisiten, Personal und Repertoire fliegen der Chronistin reichlich zu zwischen Zimmermannischem Kaffeehaus, Thomasschule, Jungfernkammer im Hause Bach, Breitkopfs Musikalienverlag, Salons, Gesangsstunden, Studierstuben, Wanderbühnen und Leipziger Markt und Messe.

Es treten auf: selbstverständlich die vielen Bachs, die Gottscheds kinderlos, unleidlich Lessing, die Neuberin, Theaterprinzipalin samt Entourage, Friedrich II., die dichtende Mimose Gellert, nebenbei Klopstock, Goethe als Erstsemester, nur die Geläufigsten zu nennen.

Anlass, die epochemachenden Leipziger Zirkel mitsamt ihren Disputen, Plaudereien und Sticheleien aus der nahen Vergangenheit zu heben, ist für Dorothea Bach ein tiefes Bedürfnis, das Verdienst der verehrten Dramatikerin und Femme de Lettres Luise Gottsched rückblickend ins rechte Verhältnis zu setzen: Die eitlen Erinnerungen des Sprachpapstes Johann Christoph Gottsched an seine 1762 früh verstorbene Ehefrau, deren Genie er allzu großzügig dem eigenen Konto zuschlägt, sind ihr ein Stein des Anstoßes – aus intimer Kenntnis heraus und im Zeitalter des hochgelahrten Frauenzimmers allemal.


Die Autorin liest am 26. Nov. im Haus Eden, Königstraße 25, 19 Uhr. Daniel Fritzen sekundiert am Steinway. Wir laden ein und raten zu - s. a. weblog!