
Allen Lesern und Bücherfreunden, die unsere Buchhandlung schätzen, mit Leben füllen und erhalten, sei gesagt: Auch hier wird noch gefeiert!
maKULaTUR bleibt vom 4. bis 6. Oktober 2016 geschlossen.

Svenja Leiber, die im März 2015 bei uns aus ihrem Roman 'Das letzte Land' las, hat unter der unregelmäßig erscheinenden Börsenblatt-Rubrik 'Autoren über ihre Lieblingsbuchhandlung' einen so herzerwärmenden Artikel über maKULaTUR geschrieben, dass wir nicht umhin können, ihn hier zugänglich zu machen:
Herzlichen Dank, Svenja Leiber!

'Die Buchhandlungen sind Garanten unserer verlegerischen und literarischen Vielfalt. Sie tragen mit großem Einsatz und Engagement zu kultureller Attraktivität und Lebensqualität ihrer Region bei.' Monika Grütters, Pressemitteilung, 8. August 2016

Auch in diesem Jahr gibt es wieder eine Nacht der Labore, in der die Lübecker Hochschulen, Unternehmen und Kliniken ihre Labortüren für die interessierte Öffentlichkeit öffnen. Die teilnehmenden Unternehmen und Institutionen erweitern für Sie das Labor als Forschungsraum über die naturwissenschaftlichen Disziplinen hinaus und geben einen Einblick in ihre Arbeit.
Ein kostenloser Bus-Shuttle bringt Sie von Ort zu Ort, von Labor zu Labor. Das eventuelle Warten auf die nächste Führung wird bestimmt nicht langweilig. In den „aktiven Wartezonen“ der Labore gibt es eine Nacht lang attraktive Programme für die ganze Familie.
Im Institut für Medizingeschichte und Wissenschaftsforschung, Königsstraße 42, präsentieren Studierende der Medizin im Rahmen eines 'Gender Lab' ihre Arbeiten zum Themenfeld Körper und Geschlecht. Die Kulturwissenschaftlerin Dr. Mithu Sanyal spricht um jeweils 19.30, 20.30 und 21.30 Uhr über das Thema ihres Buches 'Vulva. Die Enthüllung des unsichtbaren Geschlechts' (Wagenbach Verlag 2009). maKULaTUR ist mit einem Büchertisch dabei.
Der Besuch der Nacht der Labore ist kostenfrei. Das Programm inklusive Bus-Shuttle-Fahrplan finden Sie unter
http://www.hanse-trifft-humboldt.de/images/stories/Nacht-der-Labore/Programm_Nacht%20der%20Labore%202016-web.pdf

Cornelius Borck:
Medizinphilosophie zur Einführung
Junius Verlag 2016
Medizinphilosophie hinterfragt die Logik ärztlichen Handelns und medizinischen Wissens. Medizin fordert zur Reflexion heraus, weil sie noch nie so umfassend und leistungsfähig war wie heute. Sie interveniert in die individuelle Erfahrung von Kranksein und die kulturelle Wahrnehmung von Gesundheit. Sie ist permanenter Veränderung unterworfen und unterstellt ihre Problemlösungen dem technisch Machbaren und ökonomisch Realisierbaren.
Diese Einführung begreift die Medizin als Herausforderung der Philosophie, weil ihre Leistungsfähigkeit der Medizin zum Problem geworden ist: Um die Perspektive der Gesundheit wiederzugewinnen, reicht es nicht, dass die Medizin immer besser wird.
Cornelius Borck berichtet im Gespräch mit Christoph Rehmann-Sutter aus der Arbeit an dem Buch und stellt ausgewählte Abschnitte zur Diskussion. Der Verleger Steffen Herrmann stellt die Reihe der 'Einführungen' im Junius Verlag vor.
Eine Aufzeichnung der Veranstaltung wird am 12. Juni 2016 um 14 Uhr bei Lübeck FM gesendet. Frequenzen: 98,8 Mhz Antenne, 106,5 Mhz im Kabel und im Internet Livestream über die Adresse www.okluebeck.de

Wie schon im letzten Jahr präsentieren sich 25 Verlage zum Welttag des Buches 2016 auf der Messe für unabhängige Verlage 'Die Buchmacher' in St. Petri - mit Büchertischen, Buchvorstellungen, Gesprächen und Lesungen:
AvivA, Edition Nautilus, Das Wunderhorn, Hablizel, Hinstorff, Jacoby & Stuart, Klöpfer&Meyer, Lilienfeld, Luftschacht, Magellan, Mairisch, Matthes & Seitz, Milena, Moritz, Pendragon, Peter Hammer, REPRODUKT, Transit, Verbrecher Verlag, Voland & Quist, Wachholtz, Wallstein, Weidle, weissbooks.
Am Freitagabend lesen im halbstündlichen Rhythmus Autoren aus ihren Werken. Am Samstag und Sonntag erwartet die Besucher eine abwechslungsreiche Mischung aus Buchpräsentationen, Gesprächen und Lesungen für Groß und Klein.
Übrigens: Auf Initiative der beiden Hüxstraßen-Buchhandlungen betätigen sich zahlreiche Läden der Hüxstraßen-Händlergemeinschaft als Paten eines Verlags und zeigen eine Auswahl seiner Bücher in ihren Schaufenstern. Bei maKULaTUR zu sehen: eine breitgefächerte Auswahl des Matthes & Seitz-Programms.

"Wir hatten hier (..) ausgerechnet gestern an Heilig Abend einen klassischen Anfall von Hysterie, wie Sie ihn sich (..) nicht schöner hätten wünschen können, mit allem drum und dran, den Contorsionen und großen Bewegungen samt Kreisbogen, den plastischen Stellungen mit den ausdrucksvollen Gebärden und schließlich Delirium.".
Nein, uns steht keine Christmette und kein Hochamt vor Augen, sondern wir blicken zurück auf eine adventliche Erbauung, eine Schlittenfahrt mit Luwig II. auf den Kufen von Angela Steideles Briefroman 'Rosenstengel', wunderbar kutschiert von der Autorin und Vortragskünstlerin. Nicht, dass uns ihre (immerhin unter den verebbenden Klängen des Tristan-Vorspiels anhebende und übrigens die Geburt des Messias nur knapp verfehlende) Darbietung an oben beschriebene Exaltationen erinnerte; das Zitat entnehmen wir dem Buche selbst, genauer einem Weihnachtsgruß des Obermedizinalrats Gudden - festtäglich gestimmte Fortsetzung gelehrten Geplänkels unter Kollegen, anknüpfend an dies mit den warmen Worten: "Gerührt nehme ich Ihr generöses Anerbieten an, eines hoffentlich fernen Tages Ihre Section vorzunehmen."
Die (wenngleich prächtigen) Zuckerln, die Angela Steidele uns zu kosten gegeben hat, konnten uns längst noch nicht sättigen, und so läuft es darauf hinaus, dass wir sie ein zweites Mal zu uns bitten wollen, uns nunmehr den nervenheilkundlichen Diskurs jener 1880er Jahre explizit nahe zu bringen. "Doch lassen wir Ihr Hirn bisweilen noch an seinem Platze!"
Mit allen guten Wünschen für Geist, Leib und Seele im Jahr 2016!
(Fotos der Lesung mit Angela Steidele: Christoffer Greiß. Ein Klick auf die Bilder, und man sieht mehr!)
Liebe Freundinnen und Freunde unserer Buchhandlung, wir freuen uns, Ihnen / euch die am 12. November mit dem Bayerischen Buchpreis ausgezeichnete Autorin Angela Steidele vorstellen zu können. Sie liest am Samstag, dem 5. Dezember um 20 Uhr im Dielenhaus, Fleischhauerstraße 79, aus ihrem neuen Roman ‚Rosenstengel’, erschienen im August 2015 bei Matthes & Seitz.
Angela Steidele treibt in ihrem neuen Roman ein vollendetes Vexierspiel mit einem Thema, das ihr kulturhistorisches und erzählerisches Interesse seit ihrer ersten Veröffentlichung leitet. Es kreist, an Quellentexten orientiert, um Geschlechtergrenzen überschreitende Lebensentwürfe. Ihre „Geschichte einer Liebe“ zwischen Adele Schopenhauer und der „Rheingräfin“ Sibylle Mertens schöpft aus dem Quellenreichtum der Goethezeit - vergleichsweise karg belegt, aber doch in Blüten der Rechtsprechung und schillernden Berichten pietistischer Zirkel sehr anschaulich beurkundet, ist der pittoreske Fall der Catharina Linck, die sich Anastasius Rosenstengel nannte, als medial begabter Prophet Christengemeinden verzückte, sich als Musketier im Spanischen Erbfolgekrieg schlug, mit dem Segen der Kirche getraut, von der Schwiegermutter enttarnt und 1721 auf Geheiß des preußischen Königs öffentlich enthauptet wurde.
Dank weitschweifiger Recherchen der kundigen Forscherin Steidele eröffnet bis dato ungehobenes Archivmaterial – ein Briefkonvolut jüngerer Provenienz - der staunenden Fachwelt neuerdings einen verblüffenden Zugang zu jenem aktenkundigen Casus:
In welcher Hinsicht die barocken Dokumente, als frühe Zeugnisse eines Falls „conträrer Sexualempfindung“ Forschungsgegenstand des jungen Nervenarztes F. C. Müller, das Interesse des Bayernkönigs Ludwig II. erregten und was sie im Dunstkreis der Venusgrotte auf Schloss Linderhof anrichteten, das zeichnet die Autorin entlang des regen, ja sprudelnden brieflichen Austauschs unter den ärztlichen Beobachtern Ludwigs wie seines geistig verwirrten Bruders, des Prinzen Otto, akribisch nach.
Das Konvolut schließt u. a. zwischen Ludwig und Elisabeth von Österreich gewechselte Zeilen ein; es ermöglicht eine Neubewertung von Ludwigs Ende, zeigt uns die Nervenheilkunde auf einem frühen Zenit ihres Könnens und dokumentiert in der versierten Bearbeitung von Angela Steidele eindrucksvoll, in welcher Weise das Imaginäre das Gegebene formt.
Nebenbei: ein königliches Vergnügen!