Autorenlesung


Angela Steidele liest aus 'Rosenstengel', erschienen 2015 bei Matthes & Seitz


Samstag, 5. Dezember 2015
20 Uhr

Eintritt 8/ erm. 6 Euro
Vorverkauf bei uns in der Buchhandlung


maKULaTOUR ins Dielenhaus
Fleischhauerstraße 79
23552 Lübeck

Liebe Freundinnen und Freunde unserer Buchhandlung, wir freuen uns, Ihnen / euch die am 12. November mit dem Bayerischen Buchpreis ausgezeichnete Autorin Angela Steidele vorstellen zu können. Sie liest am Samstag, dem 5. Dezember um 20 Uhr im Dielenhaus, Fleischhauerstraße 79, aus ihrem neuen Roman ‚Rosenstengel’, erschienen im August 2015 bei Matthes & Seitz.


Angela Steidele treibt in ihrem neuen Roman ein vollendetes Vexierspiel mit einem Thema, das ihr kulturhistorisches und erzählerisches Interesse seit ihrer ersten Veröffentlichung leitet. Es kreist, an Quellentexten orientiert, um Geschlechtergrenzen überschreitende Lebensentwürfe. Ihre „Geschichte einer Liebe“ zwischen Adele Schopenhauer und der „Rheingräfin“ Sibylle Mertens schöpft aus dem Quellenreichtum der Goethezeit - vergleichsweise karg belegt, aber doch in Blüten der Rechtsprechung und schillernden Berichten pietistischer Zirkel sehr anschaulich beurkundet, ist der pittoreske Fall der Catharina Linck, die sich Anastasius Rosenstengel nannte, als medial begabter Prophet Christengemeinden verzückte, sich als Musketier im Spanischen Erbfolgekrieg schlug, mit dem Segen der Kirche getraut, von der Schwiegermutter enttarnt und 1721 auf Geheiß des preußischen Königs öffentlich enthauptet wurde.

Dank weitschweifiger Recherchen der kundigen Forscherin Steidele eröffnet bis dato ungehobenes Archivmaterial – ein Briefkonvolut jüngerer Provenienz - der staunenden Fachwelt neuerdings einen verblüffenden Zugang zu jenem aktenkundigen Casus:

In welcher Hinsicht die barocken Dokumente, als frühe Zeugnisse eines Falls „conträrer Sexualempfindung“ Forschungsgegenstand des jungen Nervenarztes F. C. Müller, das Interesse des Bayernkönigs Ludwig II. erregten und was sie im Dunstkreis der Venusgrotte auf Schloss Linderhof anrichteten, das zeichnet die Autorin entlang des regen, ja sprudelnden brieflichen Austauschs unter den ärztlichen Beobachtern Ludwigs wie seines geistig verwirrten Bruders, des Prinzen Otto, akribisch nach.

Das Konvolut schließt u. a. zwischen Ludwig und Elisabeth von Österreich gewechselte Zeilen ein; es ermöglicht eine Neubewertung von Ludwigs Ende, zeigt uns die Nervenheilkunde auf einem frühen Zenit ihres Könnens und dokumentiert in der versierten Bearbeitung von Angela Steidele eindrucksvoll, in welcher Weise das Imaginäre das Gegebene formt.
Nebenbei: ein königliches Vergnügen!

Unsere Literaturapotheke auf dem Hüxstraßenfest

11.Juli 2015


...und sie kamen in Scharen - Geplagte wie glücklich Gefeite, Hypochonder und solche, die sich nur allzu gern etwas einbilden wollten angesichts der verheißungsvollen Mixturen. Es wäre schließlich ein Jammer, der Lockung zu widerstehen, nur weil man sich bester Gesundheit erfreut.

gemixt, etikettiert...

11.Juli 2015


und eingetütet...

Hüxstraßenfest


Samstag, 11. Juli 2015


Literaturapotheke und Ausstellung bei maKULaTUR

 

Hadern Sie mit Ihrer Figur? Ringen Sie mit einer Schreibblockade? Leiden Sie unter Hitzewallungen, Nervosität, Gefühlsausbrüchen? Sind Sie zivilisationsmüde, melancholisch, menschenscheu?
Plagen Sie Fernweh, Unzufriedenheit, Liebeskummer? Dämpft eine narzisstische Kränkung ihr Lebensgefühl? Zwickt das Gewissen? Sind Sie einem Laster verfallen – oder dem Jugendwahn? Fehlt Ihnen Bewegung? Schmerzt der Rücken oder das Herz? Halten Gier oder Ängste, Pubertät oder Midlife-Crisis Sie im Würgegriff? Haben Sie nichts zu lachen?

Grämen Sie sich nicht länger: Wir haben für jedes Leiden die richtige Mixtur zubereitet und gebrauchsfertig eingetütet. Begleitend richtet die Malerin und Kunsttherapeutin Sibille Wolfgram, Dozentin an der Kunstschule der Gemeinnützigen, ihren unbestechlichen Blick auf unser aller organisches Inventar.

Literatur hilft – rezeptfrei in Ihrer Buchhandlung!

 

Das Konzert fällt aus


17. Juni 2015


Aufgeschlagen zur gar nicht heiteren Nachricht: 'Herr Affe, wie geht's? Heitere Haiku' (Reclam Verlag 2015)

Weniges bedauern wir (und die Künstler!!) mehr: Der in großer Vorfreude angekündigte Auftritt von Ulrike Haage und Eric Schäfer am 18. Juni findet nicht statt. Gestern noch ein großes Interview mit der Musikerin auf der Kulturseite der Lübecker Nachrichten, heute nun das. Der Grund liegt in der Hochrechnung des Kartenvorverkaufs an den stadtbekannten Stellen - ein veranstaltungstechnischer Erfahrungswert und ein vages, etwas schales Kriterium, dem wir als notorisch unberechenbare Abendkassennutzer nicht recht vertrauen mögen. Wir wünschen uns sehr - sehr!, die Künstler aber doch zu einem anderen und nicht zu fernen Zeitpunkt in einem auf eben das hochinteressante Projekt zugeschnittenen Raum und Rahmen in Lübeck zu sehen!!

 

Wolkenkuckucksheim präsentiert:


Ulrike Haage + Eric Schaefer
Gast: Masami Sato, Sopran


18.06.2015 um 20:00 Uhr
im Kolosseum
Kronsforder Allee 25
23560 Lübeck

Wolkenkuckucksheim.tv (der nebenstehende Link führt hin), sonst zwischen unseren Büchern zu Hause, hat allen Grund, diesmal die größere Bühne zu suchen:

Ulrike Haage und Eric Schaefer
Gast: Masami Sato, Sopran

treten am Donnerstag, dem 18. Juni
um 20.00 Uhr im Kolosseum auf

Die musikalische Sprache der Jazzpreisträgerin, Komponistin, Pianistin, Klangkünstlerin, Regisseurin Ulrike Haage diffundiert in Theater-, Opern-, Film- und Literaturprojekte. Als Hörspielautorin hat sie mit sensiblen Text- und Klangportraits von Helen Hessel, Louise Bougeois, Eva Hesse, Leonora Carrington, Burroughs Impulse gesetzt.

Seit 2006 arbeiten Ulrike Haage und der Schlagzeuger Eric Schaefer kontinuierlich zusammen. 'For all my Walking', benannt nach einem Haiku von Santoka Taneda, ist ihr drittes gemeinsames Projekt, erarbeitet 2012 während eines dreimonatigen Aufenthaltstipendiums in der Villa Kamogawa in Kyoto, der Künstlerresidenz des Goethe-Instituts.

Die Kyoto-Klangtagebücher folgen einer doppelten Spur. Neben den rein instrumentalen Kompositionen für präpariertes Klavier, Tastenglockenspiel, Schlagzeug und diverse Perkussions-instrumente (wie das japanische suiruon) steht ein als Hörspiel konzipiertes Stück, das in Tagebuchauszügen und Klang-fragmenten von den Wanderungen der Musiker erzählt, von Pilgerrouten, Tempelanlagen, Großstadtreizungen unter dem Nachhall der Fukushima-Katastrophe.

Die Musik des Duos ist klang- und dynamikbasiert, sie gibt dem einzelnen Ton in seiner unverstellten Form viel Raum, indem sie ihre Hörer und deren Imaginationsfähigkeiten immer mitdenkt. Ihr Stil lässt Wurzeln im Jazz, im Impressionismus und in der minimalistischen Musik erkennen und trägt doch eine kompromisslos eigene Handschrift, die von tiefem Respekt vor dem Instrument des jeweils anderen und der Kommunikation im Duo geprägt ist.


Beide waren in Lübeck 2011 mit ihrem Klangprojekt 'In:finitum' zu Gast; 2014 stand Ulrike Haage Studierenden der Musikhochschule Lübeck im Rahmen des Projekts 'Start - Junge Künstler live' als erfahrene klassische und Jazzmusikerin zur Seite; für ihren Soundtrack zu dem Dokumentarfilm 'Zwiebelfische' erhielt sie 2010 den Sonderpreis der Nordischen Filmtage.


Eintritt: 25,00 EUR, Schüler & Studenten 18,00 EUR
Vorverkauf, das Doppelalbum und weitere CDs bei maKULaTUR

 

Welttag des Buches

23. April 2015


Podiumsdiskussion im Scharbausaal 

Podiumsdiskussion zur Zukunft des Buches im Scharbausaal mit Kultursenatorin Weiher, A. Buske u. B. Hatscher/ Stadtbibliothek,     S. Weigand/ Pressezentrum, bb/ maKULaTUR, moderiert von         W. Fabian, veranstaltet von der Heinrich Böll Stiftung SH und der Bibliothek der Hansestadt Lübeck, am 23. Mai um 18.00 Uhr nachzuhören im Offenen Kanal Lübeck


http://www.stadtbibliothek.luebeck.de/files/Podiumsdiskussion_PDF.pdf

Kein öffentlicher Auftritt ohne Gespenster, die hinterherflattern: die Gespenster des Ungesagten. Das nicht über die Lippen kam. Die Pointe eventuell, die ihren Einsatz verpasst hat. Das schlicht und ergreifend nicht ergriffene Naheliegende. Eine Wolke ungeplatzter Sprechblasen schwebt über dem aufgehobenen Podium.
Einmal pusten hätte zum Beispiel genügt, ein Blick zum Joker im Publikum, zur Mitstreiterin, der's auf der Zunge lag, als wir da oben zu skeptisch causierten über die Erfolgsquote des Buchhändlers als Anlaufstelle für Autoren in spe: man könne selten guten Gewissens zur Veröffentlichung raten und einen Verlag ernsthaft ins Spiel bringen. Aber es gibt solche Fälle.

Wir tragen nach und heben noch einmal hervor: 'Die DNA der Stadt', siehe unten, da gab es ein Vortasten, Zuraten, Chancen Bereden und eine Empfehlung. Der Entwurf blieb nicht Makulatur, er entfaltete sich auf's Anschaulichste im Verlag Hermann Schmidt.


Wer das übergeordnete Thema vertiefen möchte, versenke sich in G. K. Bose: Das Ende einer Last, Wallstein 2013, Michael Hagner: Zur Sache des Buches, Wallstein 2015, Roland Reuß: Ende der Hypnose. Vom Netz und zum Buch. Stroemfeld 2012, Philipp Felsch: Der lange Sommer der Theorie, C. H. Beck 2015 oder, lustvoller, in Ulrich Raulff: Wiedersehen mit den Siebzigern. Die wilden Jahre des Lesens, Suhrkamp 2014 - alle bei uns vorrätig!

(Foto: Kurt Salchli. Dziękuję bardzo!)

G7 in Lübeck


14. April 2015


'Man begann, sich an das Geräusch zu gewöhnen, das dort draußen anschwoll, abnahm, pausierte'

 

Dat is nu so wied ...
G7-Konferenz vom 14. bis 16.4.2015 in Lübeck

"Plötzlich wurde Rufen und Schreien, eine Art von übermütigem Johlen, Pfeifen und das Gestampf vieler Schritte auf der Straße vernehmbar, ein Lärm, der sich näherte und anwuchs ... 'Mein Gott!' rief die Konsulin, indem sie ( ) angstvoll aufsprang und zum Fenster eilte. 'Sollte es...O mein Gott, ja ( ) ... Es ist das Volk ...'

Die Sache war die, daß während des ganzen Tages bereits Unruhen in der Stadt geherrscht hatten. In der Breiten Straße war am Morgen die Schaufensterscheibe des Tuchhändlers Benthien vermittelst Steinwurfes zertrümmert worden, wobei Gott allein wußte, was das Fenster des Herrn Benthien mit der hohen Politik zu schaffen hatte. ( ) In diesem Augenblick kam der Konsul durch die Säulenhalle ( ) Er trug seinen Paletot über dem Arm und den Hut in der Hand. 'Du willst ausgehen, Jean?' fragte die Konsulin entsetzt ... 'Ja, Liebe, ich muss in die Bürgerschaft ...' ( )

Als er in die Bäckergrube hinaustrat, vernahm er hinter sich Schritte und erblickte den Makler Gosch ( ) 'Ich bin den ganzen Tag unterwegs gewesen, ich habe den Pöbel beobachtet. Es waren herrliche Bursche darunter, das Auge flammend von Haß und Begeisterung ... O, man kann nicht leugnen, dass die Sache ihre erhabene Seite besitzt! Es ist endlich einmal etwas Anderes, wissen Sie, etwas Unalltägliches, Gewalttätiges, Sturm, Wildheit ... ein Gewitter ...'"