Ein ganzes Jahr. Mein Kalender

Lew Rubinstein

Ein ganzes Jahr. Mein Kalender


448 S., 25 cm mit Illustrationen aus alten russischen Tageskalendern
Friedenauer Presse/Matthes & Seitz 2021
Hl. 32,00 EUR


Kein Heiligenkalender, kein Mondkalender, kein Terminkalender, kein Jahreszeitenkalender, sondern eine literarische Globalgeschichte in Kalenderform: 365 Tage, 365 Ereignisse, 365 Erinnerungen. 365 Möglichkeiten, diese drei Variablen miteinander ins Spiel zu bringen.

Lew Rubinstein setzt mit seinem Kalender nicht nur sich selbst der geballten Macht einer jahrtausendealten Kulturtechnik des Ordnens und Messens von Zeit aus, sondern öffnet zugleich diese Technik für eine erzählerische Intervention. Er unterzieht den Kalender einem Experiment, einer Probe auf Verlässlichkeit, wenn es an das Kerngeschäft der Aneignung von Zeit geht: die erzählte und sich im Erzählen erst bildende Erinnerung. Das informelle Erzählen, das Sich-untereinander-etwas- Erzählen, wird hier zum Medium einer intensiven Auseinandersetzung über die politische Involvierung des Schriftstellers.

Lew Rubinstein hat die Chronik eines ganzes Jahres geschrieben. Für jeden Tag im Jahr zwei Einträge: Ein historisches Ereignis und Rubinsteins eigene Überlegungen dazu. So springen wir mit dem großen russischen Essayisten und Lyriker durch alle Zeiten und Kontinente, werden Zeugen einer leichtfüßigen Weltgeschichte und beginnen zu verstehen, wie nah sich alles ist. Dieser Eindruck ist natürlich geprägt von Rubinsteins subjektiver Perspektive. Denn auch, wenn hier jeden Tag von wichtigen, ja weltbewegenden Ereignissen zu lesen ist, bleibt es am Ende der private Kalender des Autors. Und ein Geschenk an seine Leser.


Lew Rubinstein, geboren 1947 in Moskau, ist russischer Lyriker, Literaturkritiker, Essayist und Herausgeber. Er gilt als einer der Begründer des Moskauer Konzeptualismus. Seine Werke wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.