Der Abschied - Theorie der Trauer

Karl Heinz Bohrer

Der Abschied - Theorie der Trauer


Baudelaire, Goethe, Nietzsche, Benjamin.
Mit einem neuen Vorwort. 626 Seiten
Suhrkamp 2014 (gebundene Ausg. 1996)
Broschur 25,00 EUR


"Abschiednehmen ist eine Grundfigur der literarischen Phantasie seit ihren Anfängen ..." Bohrers Analyse weist nach, dass sich seit 1800 ein poetischer Diskurs herausbildet, in dem Abschied eine radikal neue, jede Form von Trost zurückweisende Gestalt annimmt, die im Werk von Charles Baudelaire kulminiert. Die moderne Trauer weiß, dass die Gegenwart gar nicht mehr erfahrbar, dass sie stets schon entschwunden ist.

"Das absehbare Vergangensein gegenwärtiger Existenz bildet (...) die gedankliche Voraus-setzung für das Aufkommen des Abschieds als Reflexionsfigur des je schon Gewesenen ... es gibt Abschiede ohne Wiedersehen. Das Ver-schwinden von etwas ist dort endgültig, denn diese Abschiede transzendieren das psycho-logisch Zumutbare. In ihnen ist die Konstellation des Sich-Verabschiedethabens als Bedingung jeder Erfahrung zum Bewusstseinsakt trans-formiert. Es handelt sich nicht um das schmerz-liche oder elegische Gefühl angesichts eines erfahrenen Verlusts, sondern um die Erkenntnis von dessen strukturell angelegter Vorgegeben-heit: als Reflexionsfigur des Präsens als eines je schon Gewesenen." (Zitiert nach der "Eröffnung", Seiten 9 u. 10)

Karl Heinz Bohrer, geboren 1932, Professor für Neuere deutsche Literaturgeschichte an der Universität Bielefeld, seit 1984 Herausgeber des MERKUR. 2007 wurde Karl Heinz Bohrer der Heinrich-Mann-Preis verliehen.