Blumenmeer und...

20. April 2023


Wir danken unseren Gästen für reichlich und delikat Beigetragenes und Herbeigetragenes, danken allen Gestaltern und Gestalten des turbulenten Abends - speziell Hanne Römer für die gesellige Unterwanderung und das subversive Verzetteln des Buchbestands, Frank Baake für die Engführung versprengter Ereignisse im versöhnenden Vortrag und Martin Schneider dafür, dass unser vertagter Jubeltag keinesfalls sang- und klanglos verebbte.

Im Gegenteil. Wir wollen nicht verschweigen, dass die Letztverbliebenen gegen Morgen, einander nach vergrabenen Talenten ausforschend, in die Nähe eines Jodeldiploms gerieten.


Fotos: Christopher Greiss (Herzlichen Dank auch dafür!)

Jubeltag


15. April 2023

20 Jahre maKULaTUR! Darauf wollen wir mit Ihnen und euch am Samstag, dem 15. April, ab 20 Uhr endlich anstoßen.

Damit das geschriebene Wort nicht ganz untergeht, fallen ex machina ein:

- Hanne Römer aus Wien mit einer schreibmaschinellen Inventur und beiläufigen Intervention ihrer .aufzeichnensysteme
- Frank Baake, von Fall zu Fall wiederkehrend aus Düsseldorf, diesmal mit einer Passage aus Pancaldis Fall und mit
- Martin Schneider aus Berlin am Piano

Wir freuen uns auf Sie und euch bei Wein und ansonsten leichter Kost!
Birgit Böhnke und Regina Giese

20 Jahre maKULaTUR


(+ 3 Monate)

oben: Dezember 2002
darunter: April 2023


Nun sind wir schon weit über zwanzig!

Das Sortiment wuchs. Seht her! Nur ist es nicht in die Jahre gekommen: Es verjüngt sich mit jeder Woche und jedem neu erscheinenden Buch.

Lammfromm

01. April 2023


Den Reisenden raten wir zur bella figura an der Rezeption und empfehlen zur Vorbereitung wärmstens:
Keine Ostergrüße mehr! Die geheime Gästekartei des Grandhotel Waldhaus in Vulpera*

Wir aber möchten Sie und euch wiedersehen und wünschen Bleibenden und Reisenden schöne Ostertage!


*) erschienen in der Edition Patrick Frey (s. unter 'kulturwissenschaften')

 

...zurück ins Alltägliche


31. Dezember 2022

Schnee? Hatten wir bis zum frühen 4. Advent, eine Art Entwurfsskizze für Weihnachten, wenn auch schnell als wunsch-, aber nicht zeitgemäß verworfen.

Nur in unserem Schaufenster blickt noch immer Reh auf Schnee, den Schnee von gestern, und so zitieren wir aus Ted Hughes' bei Hanser neu erschienenen ausgewählten Gedichten* und wünschen ein gutes, alltäglich-festtägliches neues Jahr mit Bodenkontakt und dezenter Schwerkraft!


Rehe
...
'Dann duckten sie sich durch die Hecke, ritten aufrecht die eigenen Beine
Den Hang hinab übers schneeverwaiste Feld,
Dem Baumdunkel zu - bis sie schließlich
Zu wirbeln schienen, rutschten, aufwärts flogen
Ins Brodeln dichter Flocken.

Der Schnee verschluckte sie wie bald auch die Hufabdrücke,
Korrigierte seine eigene Eingebung
Zurück ins Alltägliche.'

 


*) Ted Hughes: Wodwo. Ausgewählte Gedichte, aus dem Englischen übersetzt von Jan Wagner. Hanser Verlag 2022

(DAS REH, siehe oben, ist einem Gemälde von Carl Schweninger entsprungen. Es ziert das gleichnamige Buch von Rudolf Neumaier, untertitelt: Über ein sagenhaftes Tier, Hanser Verlag 2022, und unser Fenster.

Auf, preiset die Tage!

24. Dezember 2022


Jauchzet, frohlocket?

Wir nutzen die Gunst der Stunde, in Zeiten der zunehmenden Verdunkelung und Verwirrung wenigstens ein Rätsel der Musikgeschichte aufzuklären: Aus wessen Feder nämlich das Libretto zu Bachs Weihnachtsoratorium geflossen ist. Wir berufen uns auf ein Arbeitsgespräch zwischen J. S. Bach und Luise Gottsched, das wir nur in Auszügen wiedergeben, im vollen Wortlaut notiert von Angela Steidele, die uns zum 1. Advent einen fulminanten Vortrag bot und bescherte.

'Grob sind Sie ja schon unterrichtet, Madame. Die Weihnachtsgeschichte, erzählt vom Evangelisten Lukas. Wie Sie wissen, will ich die Musik zweier Kantaten wiederverwenden, denen wir, das heißt Sie, neue Wörter unterlegen. Hören Sie zu und lesen Sie die Partitur mit .. Und lesen Sie sich diese beiden Kantaten noch einmal aufmerksam durch, auch die Gesangbücher für die Choräle und die Liste mit den jeweils vorgesehenen Lesungen aus dem Evangelium. Ach, und Mme Gottschedin, schauen Sie doch auch in die Partitur meiner Köthener Trauermusik, die ich mit Henrici in meine Matthäuspassion verwandelt habe. Vielleicht ein gutes Vorbild für Sie. Und das Fest der Beschneidung Christi werden Sie irgendwie zur Taufe ummodeln, Mme Gottschedin, ja?'

Frohe Weihnachten!


Wir danken Klaus Giebel für die Fotos!

Angela Steidele

Aufklärung – Ein Roman


Die Autorin liest und deklamiert, am Flügel Daniel Fritzen.
26. November 2022, Haus Eden, Königstraße 25, 19 Uhr

maKULaTUR lädt ein ins pulsierende und taktierende Leipzig Johann Sebastian Bachs. Mit ‚Neuestem aus der anmuthigen Gelehrsamkeit‘ tritt Angela Steidele epochenübergreifend am 26. November im Haus Eden in unsere Gegenwart. Die Autorin liest aus ihrem neuen Roman AUFKLÄRUNG, Daniel Fritzen sekundiert ihr am Steinway.


Aufklärung? Eine Zeitlang konnte es den Anschein haben, als glücke es einer Allianz aus Kunst, Vernunft und Wissenschaft, die menschlichen Geschicke allmählich in die Spur zu rücken.

In Gestalt der ältesten Tochter Bachs mischt sich die versierte Erzählerin musik- und zeitgeschichtlich hochgerüstet unter die komponierenden, interpretierenden, publizierenden, dichtenden, spracherneuernden, forschenden, lehrenden, schönen und leidenschaftlich streitenden Geister im Leipzig des 18. Jahrhunderts, Zentrum des Verlagswesens und Wirkungsstätte Bachs.

Requisiten, Personal und Repertoire fliegen der Chronistin reichlich zu zwischen Zimmermannischem Kaffeehaus, Jungfernkammer in der Thomasschule, Breitkopfs Musikalienverlag, Salons, Gesangsstunden, Studierstuben, Wanderbühnen und Leipziger Markt und Messe. Es treten auf: selbstverständlich die vielen Bachs, die Gottscheds kinderlos, unleidlich Lessing, die Neuberin, Theaterprinzipalin samt Entourage, Friedrich II., die dichtende Mimose Gellert, nebenbei Klopstock, Goethe als Erstsemester, nur die Geläufigsten zu nennen.

Politische Turbulenzen, künstlerische Konkurrenzen und galante Sperenzchen. Anlass, die epochemachenden Leipziger Zirkel mitsamt ihren Disputen, Plaudereien und Sticheleien aus der nahen Vergangenheit zu heben, ist für Dorothea Bach ein tiefes Bedürfnis, das Verdienst der verehrten Dramatikerin, Übersetzerin und Femme de Lettres Luise Gottsched rückblickend ins rechte Licht und Verhältnis zu setzen: Die eitlen Erinnerungen des Sprach- und Theaterpapstes Johann Christoph Gottsched an seine 1762 früh verstorbenen Ehefrau, deren Genie er allzu großzügig dem eigenen Konto zuschlägt, sind ihr ein Stein des Anstoßes – aus intimer Kenntnis heraus und im Zeitalter des hochgelahrten Frauenzimmers allemal.

Bei aller wohltemperierten Rede und Gegenrede bleibt eine Stimme vernehmlich im polyphonen Wechselgespräch: der Generalbass, Bachs Cembalo.


»… ein üppiges Tableau geschickt platzierter historischer Fakten und poetischer Fantasie, das Angela Steidele mit fulminantem szenischem Gespür und dem Witz einer völlig heutigen, aber mit den Eigenheiten des 18. Jahrhunderts spielenden Sprache in Bewegung bringt.« Aus der Begründung der Jury, Dieter-Wellershoff-Stipendium 2021


Siehe auch Angela Steidele: "Aufklärung. Ein Roman" - Das Licht der Vernunft | deutschlandfunk.de | Erschienen im September 2022 bei Insel, 603 Seiten, gebunden 25 EUR


Eine Veranstaltung unserer Buchhandlung. Anmeldung erbeten unter buchhandlung@makulatur.com oder 0451-70 79 971
Eintritt 10 EUR.


Abb.: Collage unter Verwendung des Buchcovers (RG)

"Der Krieg zerreisst die Tage wie eine Krankheit, die sich schnell und leise verbreitet..."

José Jorge Letria, André Letria: Der Krieg


Bilderbuch des Monats August 2022


Die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur hat das Buch des portugiesischen Autoren-/Illustratorenduos 'Der Krieg' zum 'Bilderbuch des Monats August 2022' erklärt und ausgezeichnet:

"Was ist Krieg? In eindringlichen Bildern sowie kurzen Sätzen wird gezeigt, was der Krieg nicht kann, was er jedoch anrichtet. Dabei ist der Krieg ein beständiger Begleiter der Menschen. Poetisch in Text und Bild lässt das Bilderbuch Raum für Gedanken, Gefühle und lädt zu einem philosophischen Dialog ein. Ein wichtiges Bilderbuch!" (Deutsche Akademie für Kinder- u. Jugendliteratur)

Wir haben, selbst sehr beeindruckt, Doppelseiten aus diesem so treffend illustrierten Buch gleich nach Erscheinen im Frühjahr diesen Jahres im Schaufenster ausgestellt. Dort sind sie auch weiterhin zu sehen.


José Jorge Letria (Jahrgang 1951), ein in Portugal bekannter und preisgekrönter Buchautor, Dramatiker und Journalist, ist Präsident des Portugiesischen Schriftstellerverbandes.

Sein Sohn André Letria (Jahrgang 1973) wurde in Lissabon geboren und ist seit 1992 Illustrator sehr erfolgreicher Kinder- und Erwachsenenbücher. In den USA, England, Spanien und Italien hat er zahlreiche Bücher illustriert, seine Arbeiten wurden vielfach ausgezeichnet.