Eine Enzyklopädie des Zarten

Anne Brannys

Eine Enzyklopädie des Zarten


300 S. mit über 100 Abbildungen, 23,9 cm
Frankfurter Verlagsanstalt 2017
Kt. mit mehrfach gefaltetem Schutzumschlag 38.00 EUR


'Das Zarte ist als Begriff in der deutschen Sprache seit dem Mittelhochdeutschen beheimatet und bedeutete als Verb soviel wie »berühren«, »sich vorsichtig nähern«. Heute wird das Wort vor allem als Adjektiv und mit einer großen Bandbreite an Einsatzmöglichkeiten verwendet. Im kunstwissenschaftlichen Jargon beschreibt es Arbeiten, die zurückhaltend, fein gestaltetet, ephemer und/oder zerbrechlich sind. Eine genaue Definition in seiner ästhetischen Bedeutung ist bisher nicht unternommen worden. Ziel der Dissertation 'Über das Zarte' soll es sein, das Zarte als ästhetische Kategorie zu definieren und seine Präsenz und Relevanz im historischen wie zeitgenössischen künstlerischen Kontext darzustellen.

Im Rahmen ihrer künstlerisch-wissenschaftlichen Dissertation 'Über das Zarte' hat Anne Brannys eine alphabetisch geordnete Sammlung zum Thema des Zarten erstellt, die sich in Ästhetik, Typografie und Abbildungen an der »Encyclopédie« Denis Diderots und Jean Baptiste le Rond d'Alemberts orientiert, die formale Strenge jedoch inhaltlich bricht und die obligatorische Objektivität durch künstlerische Subjektivität hinterfragt. Geistes – und naturwissenschaftliche Aspekte des Zarten werden gleichrangig neben künstlerische Herangehensweisen und Werke gestellt, die eine Auseinandersetzung mit dem Begriff nachweislich erkennen lassen.' (zitiert nach Anne Brannys Projektbeschreibung)

Entstanden ist - neben einer Ausstellung - eine einzigartige Auseinandersetzung mit der Zartheit und dem enzyklopädischen Denken. Die Autorin und Künstlerin versammelt in ihrer Arbeit Alltägliches und Kurioses, Phänomene der Geistes- und Naturwissenschaften ebenso wie künstlerische Werke, um dem Begriff des Zarten nachzuspüren: Atem, Erröten, Fleisch, Hasenherz, Rühr-Mich-Nicht-An, Sanftmut, Sollbruchstelle - schon die Stichwörter lassen die verführerische Vernetzung der beschriebenen Gegenstände und Sachverhalte erahnen, die sich zu einem fragilen Ganzen fügen. Wie dies auch die Gestaltung des Buches mit seiner Typografie, seinen Transparenzen und dem Wechselspiel von Zeigen und Verbergen der teils unaufgeschnittenen Seiten einschließt, können wir hier nicht abbilden. Man muss es sich anschauen!


Anne Brannys, geb. 1983, studierte Philosophie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Freie Kunst an der Bauhaus-Universität Weimar und promovierte im PH.D.-Studiengang Freie Kunst/Design. Sie lebt und arbeitet als freischaffende Künstlerin und Kuratorin in Berlin und Weimar. Die Enzyklopädie des Zarten ist nominiert für den Kunstpreis Neukölln 2017. Zuletzt wurde sie vom 2. Juli bis zum 13. August 2017 auf Schloss Plüschow gezeigt.