Das blindgeweinte Jahrhundert

Marcel Beyer

Das blindgeweinte Jahrhundert


Bild und Ton
271 S., 20,4 cm
Suhrkamp 2017
Hc. mit Schutzumschlag 22.95 EUR


Ist Literatur im exterministischen 20. Jahrhundert, in dem laut Celan 'der Tod ein Meister aus Deutschland' geworden ist, noch möglich? Ist ihre Daseinsberechtigung entfallen, da laut Adorno nach Auschwitz jede kulturelle Produktion nur Ausdruck der Barbarei sein kann? Ist Literatur gerade wegen der Gräueltaten notwendig, gar unumgänglich? Welcher Verfahren hat sich solche Literatur zu bedienen? Diese Fragen verfolgt der Georg-Büchner-Preisträger des Jahres 2016 in seinen poetischen Untersuchungen und hat eine ebenso knappe wie weitreichende Antwort parat: durch Detailarbeit am Material der Realität wie der Literatur.

Marcel Beyer verfährt bei seinen Erkundungen des Status von Literatur nach dem Ausschlussprinzip: das Radio funktioniert als notwendigerweise eindimensionales Medium; das Kino tritt stets im Gewand der Inszenierung auf und ist bekanntlich genauso manipulierbar wie die Fotografie.

Weit entfernt von jeder Regelpoetik oder den Creative-Writing-Ratschlägen ist Beyers poetische Bilanz, die analytisch, essaysistisch wie erzählerisch verfährt, ernüchternd: eine Literatur ohne Reflexion auf deren Entstehung und zeitgenössische Tendenzen ist nicht zu haben.


Marcel Beyer, geboren 1965, lebt in Köln und Dresden. Er schreibt Gedichte und Romane. 2006 erhielt Marcel Beyer den "Erich Fried-Preis" und 2008 den "Joseph-Breitbach-Preis". 2014 wurde er mit dem "Kleist-Preis" und dem "Oskar Pastior Preis" ausgezeichnet, 2016 mit dem "Düsseldorfer Literaturpreis" und dem "Büchner-Preis".