Briefe eines reisenden Franzosen

Johann Kaspar Riesbeck

Briefe eines reisenden Franzosen


Vorwort: Heiner Boehncke u. H. Sarkowicz
Buchgestaltung: Magdalene Krumbeck
681 S. m. zahlr. farb. Illustr., 31 cm
Die Andere Bibliothek, Sonderband 2013
LN 99.00 EUR


Er ist ein weithin Vergessener. Aber er zählt zu den Großen einer klassischen aufklärerischen Reiseliteratur vor der Französischen Revolution. Er inspizierte das Deutschland seiner Zeit; ein Ahnherr des Reisejournalismus, in Briefform und auf höchstem literarischen Niveau. Sein Haupt-werk in zwei Bänden, 1783 in Zürich verlegt, erschien anonym, erreichte aber rasch mehrere Auflagen und fand, übersetzt in England, Frank-reich, Holland und Schweden, weite Verbreitung: als vielzitierte Briefe eines reisenden Franzosen, eines auswärtigen Betrachters, dem der vorgeb-liche Übersetzer "K. R." mehr Befremden und größere Freiheit gestattet, als sie dem Lands-mann verziehen würden.

Johann Kaspar Riesbeck hieß der Autor. Nie wieder erschien seitdem sein großes Zeit-gemälde in einer so vollständigen Ausgabe: Angereichert mit vielen zeitgenössischen Stichen, Karten und Städteabbildungen, entfaltet sich ein breites buntes Sittenpanorama. Von Johann Wolfgang von Goethe empfohlen, gehörte er zu den Redakteuren in der Gründungszeit der »Zürcher Zeitung«.

Riesbeck ging nicht auf traditionelle Künstler- oder Bildungstour. Er reiste auch viel zu Fuß und sah genauer als andere. So konnte er mehr über die gesellschaftlichen Verhältnisse und die Lage der Menschen, der 'untersten Klassen', erfahren. Mehrfach in den Jahren zwischen 1770 und 1780 durchquerte er Deutschland. An über hundert Stationen zwischen Berlin, Dresden, Leipzig und Weimar, Prag, Wien und Salzburg, München, Bayern und dem deutschen Südwesten, von Stuttgart über Frankfurt, Mainz, Köln durch die Mitte Deutschlands bis nach Hamburg und Dänemark vergab er seine Sterne wie ein moderner Restauranttester.

Riesbecks anschauungsgesättigte und unterhaltsame Reiseberichte sind mit dem Blick eines Sozialhistorikers verfasst. In seinen exakten Landschafts-, Stadt- und Menschen-beschreibungen wird deutsche Geschichte wunderbar lebendig: Bis ins Detail gehen seine Porträts, angereichert mit statistischen Angaben. Johann Kaspar Riesbeck ist ein früher Ethno-loge, seinem neugierigen Blick blieb wenig verborgen. 

J. K. Riesbeck, geboren 1754, studierte ab 1768 in Mainz, wo er in ersten Kontakt mit den aufklärerischen Strömungen seiner Zeit kam. In Wien vollendete er seine antiklerikalen Briefe über das Mönchswesen, erschienen in Zürich zwischen 1771 und 1781, von Gegnern als geheimbündlerische Schriften diffamiert. Schwer erkrankt, wandte er sich einer Geschichte der Deutschen zu. Er starb 1786 in Aarau in der Schweiz.